(Linz 1891-1929 Linz)
FARBEN DES LICHTS
Schon früh fiel Demeter Koko sicherlich durch seinen ungewöhnlichen Namen auf, der sich wohl durch die levantinische Herkunft seiner Vorväter begründet. Im „Getreuen Eckart“ schrieb er 1929, im Jahr seines frühen Todes, den autobiografischen Artikel „Aus meinem Leben“ in dem er daraufhin deutet: „Im sonnigen griechischen Bergland ist die Wiege meiner Vorväter gestanden und die meiner Mutter hatte Mährens schwermütige Landschaft zur Heimat…“.
Der junge Demeter Koko, der am 13. Juni 1891 in Linz zum ersten Mal das Licht der Welt erblickte, lernte die zeitgenössische Kunstwelt gemeinsam mit seinem älteren Freund Max Hirschenauer durch Ausstellungen des Oberösterreichischen Kunstvereins 1905 und 1907 kennen. Hierbei galt München als die große Metropole, bedeutender noch sogar als Wien. Tief beeindruckt von den Münchner Secessionisten, allen voran Heinrich von Zügel und Gotthardt Kuehl, fasste er wohl schon damals den Entschluss später auf die Münchner Akademie der Bildenden Künste zu gehen.
Nachdem er kurz die Handelsakademie besucht hatte, begann er deshalb 1908 mit 17 Jahren in der Linzer Malschule bei Bertha von Tarnóczy zu studieren. Geprägt von der Münchner Schule – sie lernte darüber hinaus bei Emil Jakob Schindler – waren ihre Werke deutlich vom Geist des Stimmungsimpressionismus und der lyrischen Naturbetrachtung durchwirkt. Neben Demeter selbst, nahm auch seine ältere Schwester Sophie bei ihr Unterricht. Demeter Koko begeisterte sich bereits in jungen Jahren, in denen er eher als scheu und verschlossen galt, für die Natur und war selbst von kleinen, unscheinbaren Dingen regelrecht verzaubert. In der Kunst fand er die Bestätigung seiner persönlichen Naturerlebnisse und lernte diese malerisch festhalten zu können.
Da er nach seiner Übersiedelung 1910 die Aufnahmeprüfung an der Münchner Akademie nicht auf Anhieb bestanden hatte, wurde er anfangs in der Privatschule von Heinrich Knirr unterrichtet. Für das Schuljahr 1910/1911 konnte er sich schließlich in der Münchner Akademie qualifizieren, die er bisAnfang 1915 besuchte. Mit keinem geringeren als Heinrich von Zügel selbst als Lehrer wurde Koko wesentlich vom Deutschen Impressionismus und der Freilichtmalerei, die Zügel als Landschafts- und Tiermaler stark verfocht, beeinflusst. So schlagen sich in den Gemälden Kokos auch Zügels Überzeugen
nieder, dass sich die Wahl der Farbe nach Art und Intensität der Lichteinstrahlung zu richten habe. Mit breiten, pastosen Pinselstrichen wurden die fein nuancierten Töne, je nach Helligkeit in einem bestimmten Farbwert, im passenden Verhältnis zueinander auf die Leinwand gebracht. Von direktem Sonnenlicht beschienene Flächen werden in warmen Farbtönen wiedergegeben. Im Gegensatz dazu stehen verschattete oder reflektierende Bereiche, die in einem kalten, oft bläulichen Kolorit gehalten werden. Durch die Ausführung dieser impressionistisch fundierten Technik in pastosen, neben- einanderliegenden Farbflecken entsteht ein atmosphärisch aufgeladener, sinnlicher Bildeindruck.
Zudem ist auch die Auseinandersetzung mit Max Liebermanns Werken „en plain air“ maßgeblich für das Schaffen Kokos. Schon Liebermanns bevorzugte Motivwelt war die der arbeitenden Landbevölkerung und ihrer Tiere in Feld und Flur.
Im Ersten Weltkrieg wurde er ab 1916 zum Militärdienst berufen, wo er von Linz nach Bozen ausgesandt wurde. Während dieser Zeit erkrankte er nicht nur psychisch, denn das menschliche Elend machte seinem sensiblen Geist so schwer zu schaffen, dass er eine Nervenkrise erlitt, sondern auch körperlich. Koko steckte sich mit Paratyphus an, zudem nahm seine Lunge solchen Schaden, dass er sich nie wieder gänzlich davon erholen sollte. Darauf folgte ein mehrmonatiger Aufenthalt in Ungarn, wo er wieder aufblühte. Die in das Licht der hellen wie heißen Sommersonne getauchte Landschaft der ungarischen Tiefebene erweckte in ihm einen wahren Schaffensrausch. Er liebte es, die Bauern mit ihrem Vieh unter dem weiten, freien Himmel malerisch einzufangen.
Schon 1916 schloss sich Koko der 1913 gegründeten Künstlervereinigung MAERZ an, und zeigte zahlreiche seiner Werke bei deren Frühjahrsausstellung im Linzer Landhauspavillon.
Nach dem Krieg konnte Koko seine Werke mehrmals im Oberösterreichischen Kunst- verein und durch die oberösterreichische Künstlervereinigung „Ring“ in der Linzer Landesgalerie und dem Salzburger Künstler- haus ausstellen. Darüber hinaus präsentierte er im Frühjahr 1919 erstmals seine Werke in der Wiener Secession, daneben fand im Herbst desselben Jahres eine Gemeinschafts- ausstellung mit seiner Schwester Sophie Koko statt.
Voller Zuversicht aufgrund seines künstler- ischen Erfolges heiratete er nun Kamilla Hitz,
die Tochter eines Wiener Fuhrwerkunternehmers, die er als 16-Jähriger kennengelernt hatte, und zog mit ihr in eine Wohnung in der Linzer Gesellenhausstraße 15, die ihm auch als Atelier diente.
Ein Höhepunkt seiner Malerkarriere war sicherlich die Verleihung des Zweiten Österreichischen Staatspreises 1921 für sein Ölgemälde „Ententeich“, welches er beim Oberösterreichischen Kunstverein in Linz gezeigt hatte. In den Folgejahren stellte er immer wieder in der Wiener Secession und ab 1924 auch im Wiener Künstlerhaus aus.
Der Zustand seiner Lunge hingegen verschlechterte sich zunehmend, es wurde eine Lungentuberkulose diagnostiziert. Schon 1922 und 1923 verbrachte er lange Kuraufenthalte, unter anderem in Bad Ischl. Schließlich unternahm er mit Max Hirschenauer
eine Genesungsreise nach Istrien, wo er trotz Krankheit, von der südlichen Lichtstimmung und den Spiegelungen der Boote in den Häfen am Meer fasziniert, eifrig malte.
Am 28. Oktober 1929 erlag Demeter Koko schließlich seinem Leiden im Linzer AKH. Er nahm bis zuletzt aktiv an Ausstellungen teil. Obwohl er im frühen Alter von nur 38 Lebensjahren verschied, hinterließ er ein bemerkenswertes spätimpressionistisches Schaffen, wovon sich heute vieles in öffentlichen Sammlungen und Museen befindet, wie im Linzer Stadtmuseum Nordico, dem Oberösterreichischem Landesmuseum oder der Österreichischen Galerie Belvedere.